Markus Schnöke – Ein Wutzrocker mit Herz

Persönlicher Nachruf von der Olliwutz

Ich kannte ihn von Wutzrock her, woher sonst? 
Der Bereich hinter der Seebühne war seine Welt, der Backstagebereich. Es dauerte eine Weile, bis ich diese Welt für mich entdeckte. Wir hatten auf dem Platz ja immer viel zu wenig Zeit, um uns mal spontan zu treffen. Überall hektisches Festivalgetriebe, Stress und Arbeit, und leider nicht immer ganz so viel Spaß wie geplant.

Aber irgendwann bin ich doch mal reingeschneit in seinen Bereich und war begeistert, wie schön es da war. Von der Tischdeko über die Sitzecken in den Zelten für die Bands – und so viel Liebe zum Detail. Bei Markus konnte man sich wohlfühlen – und das sollte man ja auch. Markus hatte da ein Auge drauf, sein Bereich sollte schön sein. Bin dann immer wieder gerne bei ihm vorbeigekommen. Meistens, um mal auszuruhen, aber wenn ich schon mal da war konnte ich mich ja auch nützlich machen, zum Beispiel durch das Wegräumen von leeren Flaschen.

Markus‘ ruhige und herzliche Art war mir immer ein Gewinn, wenn rundherum das Festival tobte. Zum Glück konnte ich ihn aber nicht immer nur am eigentlichen Wutzrock-Wochenende sehen, es gab ja noch die vielen anderen Termine. Die Planungssitzungen, die der Höhepunkt eines jeden Monats waren. Auch die Fahrten nach Karze, wo Markus gerne dabei war. Nicht zuletzt durch ihn übertrug sich das Wutzrock-Feeling immer wieder in unser Seminarhaus, die Alte Schmiede. Ich sehe ihn da noch auf dem Sofa sitzen, in dem kleinen Speiseraum. Ich glaube, das war sein Lieblingsplatz. Natürlich traf man sich auch häufig in der alten Wutzrock-Halle, die Treffpunkt für allerlei Aktivitäten war. Immer wenn es was zu putzen, reparieren oder aufzuräumen gab, konnte man sicher sein, auch Markus dort zu begegnen. Man sah sich eben öfter.

Dicke Freunde sind wir zwar nie geworden, mussten wir aber auch nicht. Man sah sich, und man freute sich. Ein bisschen Privates von Markus bekam ich aber doch mit. Es stand finanziell wahrscheinlich nicht immer sehr gut um ihn. Seine Geldbörse war wohl nie wirklich prall gefüllt. The Busters waren seine Lieblingsband, und immer wenn die in Hamburg spielten, war er dabei. Die Eintrittskarten dafür sparte er sich vom Munde ab, denn dieses kleine Glück wollte er sich nicht nehmen lassen.

Einmal ergab es sich, dass eine große Gruppe Wutzrocker:innen einen Ausflug zum FC St. Pauli machte. Ein Freundschaftsspiel gegen Bayer Leverkusen sollte es geben. Wann das genau war, weiß ich nicht mehr. Aber damals spielte René Adler noch im Tor bei den Pillendrehern, so lange ist das her. Ich war sehr durstig, hatte mir aber nichts zu Trinken mitgenommen. Zur Tanke war der Weg weit, und ich war ich viel zu faul, um da hinzugehen. Da zeigte mir Markus seinen bescheidenen Vorrat von zwei Büchsen Bier und reichte mir eine davon! Das hat mich sehr beeindruckt und ich sagte: "Markus, sowas gibt‘s doch kaum noch. Du hast selber nur wenig, aber davon gibst du noch ab." So war er, herzlich und lieb. Lieber geben als nehmen, so kann ich ihn beschreiben.
 Und plötzlich war er weg. Weg aus dem gemütlichen Backstagebereich der Seebühne und weg von Wutzrock. Weg von den Sitzungen, weg aus Karze. Warum, wusste ich nicht. Hatte nichts mitbekommen von einem Abschied. Konnte auch niemanden fragen, weil auch andere nichts wussten. Wie ich schon sagte, dicke Freunde waren wir nicht. Ich hatte auch keine Telefonnummer von ihm, keine E-Mail-Adresse, kein sonstwas. Mir passierte das, was leider immer wieder passiert: Aus den Augen, aus dem Sinn. Erstmal!

Dann kam irgendwann Corona und mein eigener Wutzrock-Abschied. Die Erinnerung an Markus begann schon zu verblassen. Bis zum vergangenen Jahr. Da gab es wieder Hafengeburtstag und The Busters waren angekündigt. Ich dachte mir, das kann doch die Chance sein, Markus endlich einmal wiederzusehen. The Busters – umsonst und draußen, das konnte er sich doch unmöglich entgehen lassen. Und richtig, es war auf ihn Verlass. Zu den Klängen seiner Lieblingsband sah ich Markus endlich wieder. Aber besonders glücklich wirkte er nicht. Natürlich sprach ihn ihn auf Wutzrock an und er sagte, ob er nun bei Wutzrock dabei wäre oder nicht, das würde doch kaum jemand bemerken. Das versuchte ich ihm natürlich auszureden. Ich sagte: "MIR fällt das auf, wenn du nicht dabei bist und da bin ich nicht der einzige!" Aber so richtig konnte ich ihn damit wohl nicht erreichen. Konnte ihn auch nicht locken mit einem „komm zurück“. War ja selber nicht mehr dabei. So blieben meine Versuche, ihn aufzumuntern, unbrauchbar, wahrscheinlich auch unbeholfen. Kein Jahr ist das her, und nun ist er tot.

Warum und wieso weiß ich nicht, das muss ich auch nicht wissen. Ich muss nur wissen, als was ich ihn in Erinnerung behalten möchte: Als Wutzrocker mit Herz!

The Busters "LIEBE LIEBE"

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